Gartenkolumnistin Susanne Thoma berichtet, wie sie das alte Wildgemüse anbaut und welche vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten es dafür gibt.
Wer sich die Rote Melde einmal in den Garten geholt hat und sie blühen lässt, wird alljährlich bereits ab Mai erste Blätter ernten können. Die junge Pflanze, die sich selbst aussät, ist zart und hat ein mildes Aroma. Roh kann man sie als Salat genießen, gedünstet erinnern die Blätter geschmacklich an Spinat. Früher wurde sie in ganz Mitteleuropa als wichtige Energielieferantin und Nahrungsergänzung geschätzt. Nachdem die Melde viele Jahre ein Schattendasein auf Schuttplätzen und Brachen geführt hat, ist sie heute wieder vermehrt in heimischen Gärten anzutreffen. Dabei machen sie ein beachtlicher Eisengehalt, wichtige Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium und Kalium sowie Vitamin A und Proteine zu einem wertvollen Nahrungs- und Heilmittel.
Das anspruchslose Gänsefußgewächs gedeiht auf jedem Gartenboden, wobei nahrhaft-feuchte Böden im Halbschatten den höchsten Ertrag bringen. Meine Lieblings-Mischkultur ist Gartenmelde zwischen Kartoffelreihen. Das sieht nicht nur attraktiv aus, sondern hat auch den Effekt, dass sich die Pflanzen gegenseitig stützen. Wem der Garten fehlt, kann das Gewächs auch problemlos auf dem Balkon halten. Lässt man die Pflanzen weiterwachsen, kann sie bis zu 2 Meter hoch werden. Jetzt ernte ich nur noch die frischen Spitzen, weil die unteren Blätter derb werden.
Was ich nicht unmittelbar in der Küche verwenden kann, friere ich ein. Hierzu befreie ich die Blätter von den Stielen, blanchiere sie und quetsche sie nach dem Abtropfen zu kleinen Pellets. Der Vorteil ist, dass ich sie später portionsweise und nach Bedarf aus dem Gefrierbeutel entnehmen kann. Einen anderen Teil der Ernte verarbeite ich nach dem Trocknen der Blätter mit einem Mörser zu Grünmehl. Verschlossen in Gläsern wird die Melde zu einer wertvollen Vitamin- und Mineralstofflieferantin vor allem im Winter. Sie eignet sich gut zum Andicken von Suppen und Soßen. Auch die Samen lassen sich verwenden. Im Backofen eine Stunde bei 250 Grad geröstet, ergeben sie eine schmackhafte Streuwürze.
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Der Arbeitskreis Urbane Gärten engagiert sich dafür, dass sich die Rote Melde auch in Augsburg zunehmend verbreitet. Bei einem Pflanzenmarkt mit Frühlingsfest am 7. Mai ab 15 Uhr im Interkulturellen Garten im Reese-Areal können interessierte Hobbygärtner*innen Setzlinge des Wildgemüses sowie andere Jungpflanzen gegen Spende erstehen.